Gamay. Oh je! möchte ich rufen.
Denn ich kenne mich mit dieser Traube wirklich nicht aus.
Da aber nun Stefan Schwytz vom Blog Baccantus zu Weinrallye aufgerufen hat, ist Folgen Pflicht.
Der Weinanwalt ist in Frankreich gut zuhause.
Meine Erinnerung geht weit zurück zu den Anfängen meiner gastronomischen Laufbahn.
Wir hatten einen „Fleurie AOC“ auf der Karte, der gerne bestellt wurde. Nicht sicher bin ich, ob das der Tatsache geschuldet war, dass die Leute dachten, „Frankreich geht immer“ oder dem relativ vernünftigen Preis. Aber irgendwie lief dieser Wein unter der Kategorie „Leichtgewicht“. Denn weitere Franzosen auf der Weinkarte waren Cru’s aus dem Burgund, berühmte Bordeaux´ und ein wenig südliche Rhone, wegen des päpstlichen Weins.
Beaujolais war nicht existent.
Beaujolais Primeur hingegen wurde in jeder Kneipe jährlich gefeiert, als sei es die Neuerfindung des Rades. Ich konnte nie viel anfangen damit und das ist bis heute so.
Das liegt nun weniger an der Traube Gamay, als an dem schnell vergorenen, leichtfüßigen restsüßen Getränk, das nicht Saft mehr ist, und im Gegensatz zum Federweißen, den ich auch nicht trinke, mit Macht auf Wein getrimmt wird.
Was seinerzeit sicher auch aus Marketingzwecken erfunden wurde, könnte ja neu überdacht werden. Ich empfehle, bei unserem deutschen Nobel-Wein-Marketing Verband abzuschauen, und durch Verknappung oder aufschiebende Zeitfenster größtmögliches Interesse hervorzurufen. Beaujolais Primeur ab dem 1. Mai März? Wäre doch sicher passend zum Wetter. Noch leicht kühl, mit kräftigen Vespern zu genießen, bevor wir dann in die Weißweinsaison starten.
Der Zeitpunkt im November ist doch sowieso ungünstig, weil die nicht verkauften Primeurs sicher allzu oft das Schicksal der Glühweinverwendung teilen.
Wenn auch reine Hypothese, erheitert mich der Gedanke. Konsequent wäre das allemal.
Gamay Worldwide hat Stefan Schwytz ausgerufen.
So habe ich mich nun auf die Suche gemacht nach schönem Wein einer unbekannten Traube.
Und mich auf das Gebiet der Tradition verlassen, bevor ich in die große weite Welt unwissend stapfe.
Und fand einen der Pioniere. Jean-Paul Brun.
Dessen Domaine Terres Dorrés im Süden des Beaujolais liegt. Der seit 20 Jahren ursprünglich arbeitet.
Ohne Kohlensäuremaischung und Schnellebigkeit.
Mit Ausbau im großen Holzfass und Spontangärung.
Hier sind meine Überraschungen einer spannenden Traube.
2014 Terres Dorées, Fleurie
Jean Paul Brun, Charnay-en-Beaujolais
In der Nase etwas Stall, dann Rauch, Heidelbeere, Johannisbeergelee, weißer Pfeffer, Sauerkirsche, Majoran.
Weicher Auftakt von roten Früchten, schnell unterstützt von prägender Säure, Aromen von Marzipan und Kirsche folgen. Leichte Würzigkeit.
Im mittleren Nachhall Marzipan und Kirsche, abgelöst von Tabak, Rosinen, Rauch, kaum spürbare Tannine.
Der Wein ist zart, säurebetont und doch sehr weich.
Speisen:
Pasteten, Gemüseterrine, milder Käse, Olivenbaguette; Pasta Amatriciana;
Gebratene Blutwurst, Kartoffelpüree; Fasan im Speckmantel, Wirsing, Topinambur
2014 Terres Dorées, Côte de Brouilly
Jean Paul Brun, Charnay-en-Beaujolais
Zu Beginn leichter Teer in der Nase, gefolgt von Stahl, Brennessel, Jod, Liebstöckel, Cranberries, Holunder, unreife Brombeere, Lavendel, Lakritz.
Volles Mundgefühl von reifer Brombeere und Holunder, unterstützt von lebendiger Säure und leichter Adstringenz. Etwas Tabak und Zigarrenblätter werden abgelöst von weicher Heidelbeere und Schwarzkirsche.
Leicht adstringent und toastig in einem langen Nachhall mit runder Frucht.
Der Wein ist kräftig auf den zweiten Blick.
Speisen:
Wachtel, in Rosinen geschmort, Kartoffelstrudel; Geschmortes Kanninchen in Wachholdersauce, Rösti; Trüffelnudeln; Gebratenes Schweinefilet, Brokkoliflan, Kürbisgnocchi.
Imposante Flaschen mit wenig Etikett versprechen Geheimnis.
Die 12,5% Vol. wirken kräftig gegen die Leichtigkeit des Weins und seiner Säure.
Es gibt viel, sehr viel zu entdecken. Das ist das Schöne an Gamay.
Die Vielfalt der Speisenkombinationen lassen mir als WeinPlanerin das Herz aufgehen.
Gamay a jamais! ruf ich jetzt. Vorausgesetzt es gibt in meinem Glas keinen Primeur.
Beide Weine bei Lobenberg
Fleurie € 16,00
Cotes de Brouilly € 13,95
Das Zusammenspiel von Speise & Wein ist meine Passion.
Hier ist die berühmt berüchtigte sehr lesenswerte Zusammenfassung von Stefan Schwytz.
Die Weinrallye ist ein derzeit monatlich stattfindendes Blogevent. Jeweils ein anderer Blog bestimmt ein Thema und ruft die Blogosphäre dazu auf, zu diesem Thema einen Artikel zu verfassen. Sinn und Zweck einer Weinrallye ist einzig und alleine der Spass und die Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten. Bei der Weinrallye darf jeder mitmachen, egal ob Weinblogger oder nicht. Auch Nichtbloggern bieten die Gastgeber immer die Möglichkeit ihre Beiträge auf ihrem Blog zu veröffentlichen. Auch bei den Kollegen vom Weinforum kann man seine Beiträge einstellen. Bitte verlinkt Eure Beiträge in der Facebookgruppe Weinrallye und in den Kommentaren des gastgebenden Blogs. Im Anschluss erscheint dann bei Facebook und auf dem gastgebenden Blog die Zusammenfassung.
Die Crus des Beaujolais litten sehr lange unter dem alles verdeckenden Erfolg der meist ebenso bananigen wie banalen Primeurs, die auch die für die angemessene Honorierung von Qualitätsarbeit nötigen Preise nachhaltig verdarben. Mittlerweile hat sich aber das Blatt gewendet. Und wenn man sich etwas Zeit nimmt, kann man Dinge entdecken, die man nicht für möglich gehalten hätte. Ich empfehle zum Ausprobieren der Palette des Möglichen (über den von mir geschätzten Brun und über Burgaud hinaus):
Régnie Vignes de 1918, Domaine Dupré
Moulin-à-Vent Clos de Rochegrès, Château des Jacques (etwas burgundisch gemacht, aber gekonnt)
Fleurie, Les Moriers, und Fleurie, Cuvée Spéciale, Domaine Chignard (seit langen Jahren einer der zuverlässigsten Erzeuger, sehr angenehmer Empfang)
Chénas, Domaine Pascal Aufranc, Vignes de 1939
Côte de Brouilly, Éxtrait de Terroir, Domaine Régis Champier
Das ist ja ein ganzes Lexikon des guten Beaujolais. Vielen Dank, Stefan Krimm
Ich bin mir sicher, meinen relativ originellen ungeschwefelten Primeur hättest du mit Freude mitgetrunken. Nix Restsüß, nix Folklore und kein Helene Fischer – Gamay… Dafür schon ein Jahr alt – also Nouveau – nicht mehr nouveau…
http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/weinrallye-104-gamay-aus-aller-welt/
Nach Deinem originellen Blogartikel zu urteilen, würde der Wein mir sicherlich gefallen.
…nachdem hier schon helene fischer…
gamay kann auch kühl und steinig sein .
julien sunier z.b. macht imho. sehr feine sachen aus regnie und fleurie
freudiges nuovo wiefre – oder so…
harald
Ich bin ja noch am Lernen…. Primär Beuajolais…..