PAYS D’OC IGP mit seltenen Rebsorten und Weine der LOIRE mit Muscadet.
Frankfurt im Juni. Der Tag verspricht mit neuem Grau aufzuwarten, vorherrschende Farbe in den letzten Wochen. Ein guter Tag, um sich in Frankfurts Industriegebiet zu begeben in eine Veranstaltungs Location namens Maindock unweit der Hanauer Landstrasse, eine Gegend, die weniger zu Ausflügen einlädt. Umso erfreulicher der herzliche Empfang der Mitarbeiterinnen der Agentur ff.k Public Relations, die zum diesjährigen Wein-Campus geladen hatte.
In einem großzügigen lichtdurchfluteten Raum befinden sich im vorderen Teil fünf wunderschön ausgestattete Verkostungsstände mit reichlich Platz und einem großen Verkostungsangebot. Der hintere Teil des Raumes ist für die Masterclasses vorgesehen, vier davon werden heute angeboten, passend zu den ausstellenden Gebieten.
Ich hatte mich im Vorfeld für zwei der Themengebiete und ihre Weine entschieden, um nicht in der Fülle des Angebotes den Überblick zu verlieren.
PAYS D’OC IGP mit seltenen Rebsorten und Weine der LOIRE mit Muscadet.
Darüber hinaus wartete die Ribera del Duero mit einem reichen Verkostungsangebot und einer Masterclass von Cees van Casteren, MW auf.
Sowie die Weine Georgiens, in der Masterclass geführt von Konstantin Baum, MW.
Die Weine Georgiens durfte ich auf dem ersten Wein-Campus kennenlernen im Herbst 2022, allerdings habe ich es damals versäumt, meine Erkenntnisse in den Blog zu bringen.
Als fünfter Geselle war die niederländische Company World of NIX vertreten, die sehr interessante Produkte ohne Alkohol sehr erfolgreich vermarktet, unter anderem Sparkling Tea in vier sehr vielseitigen Varianten oder einen weißen Merlot, der mit grasigen Noten und gutem Schmelz auf sich aufmerksam machte. Doch all das in seiner Fülle zu erfassen überfordert nicht nur einen Tag, sondern auch diesen Beitrag.
Widmen wir uns den Gebieten, die ich ausgesucht habe.
Weine der LOIRE
Da ich die Loire erst kürzlich in einem Artikel vorgestellt habe, hier die Fakten nur ganz knapp.
Die wichtigste Anbauregion für Chenin Blanc; 42.000 Hektar Rebfläche; größtes französisches Gebiet der Schaumweinherstellung außerhalb der Champagne; fast ausgewogene Verteilung der Rebsortenfarben weiß, rosé und rot; ein von zehn europäischen Anbaugebieten mit UNESCO Welterbe Status.
Masterclass. Muscadet.
Christoph Raffelt, Weinjournalist und Blogger hat für seine Masterclass Muscadet ausgesucht, eine Besonderheit, die im Nantais, also der westlichsten Appellation der Loire ausgebaut wird. Immerhin 13.000 Hektar des gesamten Anbaugebietes sind der Herstellung dieses Weines gewidmet und es hat eine eigene AOP (geschützte Ursprungsbezeichnung).
Musacadet wird aus der Rebsorte Melon Blanc gekeltert. Diese ist besser bekannt als Melon de Bourgogne, denn sie wurde im 17. Jahrhundert von Mönchen aus dem Burgund ins Nantais gebracht. Muscadet wird hauptsächlich an den Nebenflüssen Sèvre und Maine angepflanzt, deshalb tragen die Weine auch oft diesen Zusatz. In früheren Jahren wurde der Wein eher jung getrunken, um die Frische und Mineralik mit Austern zu paairen. Diese frischen „Austernweine“ sind etwas aus der Mode gekommen. Da die Traube eher arm an Aromen ist, baut man sie auf langem Hefelager aus, um so die Säure einzubinden, und dem Wein Textur zu verleihen. In der Regel liegen die Weine 18-24 Monate auf der Hefe und tragen deshalb auch oft den Zusatz „sur lie“.
Unsere Masterclass beschäftigt sich nun mit einem illustren Kreis von Muscadets, nämlich den acht „Cru Communaux“, welche alle östlich von Nantes zu finden sind und nach kleinen Gemeinden benannt wurden. Die Böden setzten sich zusammen aus Lehm, Kieselschiefer, Granitsplittern und Eisenoxid. Die Ertragsbegrenzung beträgt 45hl/ha. Diese Cru Weine sind bis zu 30 Jahre lagerfähig, so Raffelt in einem sehr anschaulichen Vortrag mit eindrücklichen Landschaftsbildern und viel Detailwissen.
Masterclass Muscadet. Verkostung.
Es ist erstaunlich, wie sich die Weine erschließen, wenn man sich auf sie einlässt. Eine Entdeckung, die es zu verbreiten gilt. Die Bezeichnung in der ersten Zeile gibt das Communaux an.
Muscadet Sèvre et Maine Vallet
Chateau du Cléray 2022. Sauvion
Bis vor kurzem im Besitz der Familie Sauvion.
Sternenfrucht, zitrische Noten, Meersalz, gefolgt von Muskat. Klare helle Aromatik.
Ein leichter „Austernwein“.
Muscadet Sèvre et Maine Chateau-Thébaud
Cru Chateau-Thébaud 2019. Earl Poiron Dabin
Weinbau in der Familie seit 1858. Durch diverse Heiraten Vergrößerung der Domaine.
Blütenhonig, Muskat, Orange, Fenchel, abgelöst von frischer Säure mit cremigem finish.
Ein Wein gut zu Muscheln oder frittiertem Gemüse.
Muscadet Sèvre et Maine Mouzillon-Tillières
Nuance 2019. Familie Luneau
Seit vier Generationen im Familienbesitz.
Ausbau auf der Hefe.
Goldgelbe Farbe, Melone, Muskat, Meersalz, Pampelmuse, Schnittlauch.
Sehr aromatisch und sehr rund.
Musacadet Coteaux de La loire Champtoceaux
Champtoceaux 2018. Scea des Galloires
Im Familienbesitz seit 7 Generationen. 1 ha Rebfläche.
Rauch und weißer Pfeffer, Fenchel, Lack, im Nachhall zitrisch.
Muscadet Sèvre et Maine Monnières-Fiacre
Gras Mouton 2018. Domaine Haut Févrie
Spontangärung und Ausbau im Zement. 45 Monate Hefelager.
Gras Mouton ist eine berühmte Lage.
Gurke, Sternenfrucht, Haselnuss, frische Säure, sehr zitrisch, cremiges Finish.
Ein Wein, der sich nur langsam erschließt.
Muscadet Sèvre et Maine la Haye-Fouassière
La Haye-Fouassière 2018. Domaine de la Foilette
36 Monate Hefelager. Haye-Fouassière ist eine Top Lage.
Würzig, Muskat, Melone, Tabak, schwarzer Pfeffer, leichte Zitrusnoten, Schmelz und große Länge. Großartiger Wein.
Muscadet Sèvre et Maine Goulaine
Goulaine 2018. Sarl Henir Poiron Et Fils
32 Monate Hefelager.
Grasige Nase, Fenchel, Schnittlauch, Muskat, Oranagenceste, Birne.
Gute Balance von Cremigkeit und Säure. Schöner Wein.
Muscadet Sèvre et Maine Clisson
Clisson 2018. Domaine de la Grenaudière
Clisson ist die zweite Toplage.
Reife Noten von Melone, Birne, Toast, Muskat.
Sehr weicher Wein, die Säure sehr verhalten.
Weine der Loire. Freie Verkostung.
Weil ich die Loire sehr gut in Erinnerung habe, möchte ich hier noch weitere Funde aus der freien Verkostung präsentieren. Allesamt aus der Traube Chenin Blanc.
Ein Cremant aus Vouvray, Fines Bulles Brut 2019 der Domaine Vincent Gaudreu eröffnet mit kühler Nase gefolgt von Himbeere, Erdbeere, Erdbeerblättern, Pampelmuse, kandierten Früchten, mit langem schönem Finish.
Von der Domaine Lelais aus Jasnières präsentiert sich Le Tradition 2023 auf reinem Kalkstein gewachsen als Wein mit üppigen Aromen von Melone, Schinken, Blütenhonig, abgelöst von Kumquats und Röstmandeln in einem cremigen finish mit Karamell.
Der César du Vendome 2022 der Cave du Vendômois aus der Coteaux du Vendômais wächst auf Kalks- und Feuerstein und ist auf der Feinhefe ausgebaut, sein Auftakt ist mineralisch mit Noten von nassem Stein, gefolgt von Mandeln, etwas Melone und frischer Säure. Im Nachhall cremig und sehr üppig, ein sehr gelungener Wein.
Und einen weiteren sehr gelungenen Muscadet sur Lie hatte die freie Verkostung auch dabei.
Le Grand Clos 2022 der Domaine Bourgeais überzeugt mit würzigem Beginn, gefolgt von Birne und etwas Bitternoten, Muskat, grüner Apfel. Sehr weich, ausgewogene Säure. Gelungen.
PAYS D’OC IGP
Die Winzer des Pays d’Oc IGP haben sich 1987 aufgemacht, ihre Weine auch sortenrein abzufüllen.
Das Gebiet erstreckt sich vom Zentralmassiv und den Pyrenäen als großes Amphitheater in Richtung Meer. Berghänge und Höhenlagen werden inzwischen bevorzugt bewirtschaftet, sandige, kalkreiche und lehmige Böden erzeugen aromenreiche Weine.
Das mediterrane Klima ist ganzjährig ausgewogen. Winde kühlen die Trauben und trocknen sie nach Regen. Das Pay d’Oc umfasst 120.000 Hektar, das ist mehr als die gesamte deutsche Rebfläche,
58 Rebsorten sind zugelassen, 93% werden unter Angabe der Rebsorte vermarktet.
Mittlerweile hat die Rosé Produktion sehr zugenommen und die Gegend ist heute der bedeutendste Rosé Produzent in ganz Frankreich.
Masterclass. Pays d’Oc IGP.
Jeder von uns kennt das Languedoc. Jeder kennt Chardonnay, Sauvignon, Viognier als weiße, Merlot, Cinsault, Grenache, Syrah als rote Trauben, sei es reinsortig oder als Cuvée. Wer aber kennt andere der 58 zugelassenen Rebsorten?
Caro Maurer, Master of Wine, hat für die Masterclass reinsortige Weine ausgesucht, die uns allen in Cuvées der Rhone oder auch im Languedoc-Roussillon bekannt sind, aber eben nicht in singulärem Auftritt. Wir begeben uns auf eine sinnenreiche Verkostung, lebendig kommentiert und begleitet mit sehr bildhafter Weinansprache und detailliertem Hintergrundwissen durch die Sommelière.
Für mich der Höhepunkt des Tages.
Wir verkosten nun die folgenden Rebsorten, die zu durchschnittlich einem Prozent im Anbaugebiet vertreten sind: Bourboulenc, Colombard, Rolle, Roussanne, als weiße Sorten. Malbec, Cinsault, Alicante Bouchet, Petit Verdot als rote Vertreter. Sehr unterschiedlich aber reich an Erfahrung ist diese Verkostung.
Masterclass. Pays d’Oc IGP. Verkostung.
Cellier des Demoiselles. Bourboulenc 2023
Eine Genossenschaft, die zu Ehren der Frauen gegründet wurde, die im ersten Weltkrieg die Ernte hochgehalten haben.
Aromen von grünem Apfel, Birne, sehr zitrisch.
Ein junger sehr leichter frischer Wein mit nur 11% Vol.
Domaine de l’Herbe Sainte. Colombard 2023
Der Name der Traube leitet sich von der Farbe seiner gräulichen Beerenhaut ab, sie hat die Farbe der Tauben.
Paprika und Johannisbeere in der Nase, gefolgt von Lack, zitrisch, etwas grün.
Braucht Luft. Etwas generisch.
Domaine Villepeyroux Forest. Roller Coaster 2023
Die Rebsorte Rolle findet in Südfrankreich weite Verbreitung, meist jedoch in Cuvées, und ist unter dem Namen Vermentino in Italien sehr angesehen, vornehmlich im Cinqueterre.
Mineral, Kräuter, Zitronenverbene sind die vorherrschenden Aromen. Sehr frisch und zitrisch. Im Nachhall ausgewogen aber adstringent.
Domaine Camel & Joseph. Le Pechant 2022
Rebsorte Rousanne. Reifung auf langem Hefelager in Zementeiern.
Zu Beginn laktisch, gefolgt von Zitronengelee, Karamell, etwas nassem Stein. Würzig und aromatisch im langen Nachhall. Sehr rund.
Domaine Les Yeuses. Rosé Muscaté 2023
Die Rebsorte dieses Weines, Muscat de Hamburg, ist eine englische Rebsorte, die in Hamburg gezüchtet wurde und bei uns auch als Muskat-Trollinger angebaut wird. Rosafarbene Beerenhaut.
Reiche Aromatik von Rosenblüte, Muskat, Gurkenkräutern, Johannisbeere, Erdbeere.
Lang und weich. Sehr interessanter Wein.
Les Jamelles. Malbec 2022
Der Malbec ist ohne Holz ausgebaut. Er wird leicht gekühlt serviert.
Espresso, Tabak, Pflaume, viel Graphit, ergänzt von Blaubeere. Viel Frucht im Nachhall mit weichen Tanninen. Gradlinig.
Domaine Combe Blanche. Cinsault d‘ Enfer 2021
Cinsault wird wegen seiner hellen Beerenhaut selten allein gekeltert. Er ist die Cuvéetraube Südfrankreichs. Sehr beliebt ist er für Rosé.
Tabak, Zartbitter, Garrigue Kräuter, getrocknete Veilchen, gefolgt von einem kühlen Gaumen, im Nachhall Würze und Kirsche. Kühler sehr spannender Wein.
Domaine Viranel. Aromes Sauvages 2020
Die Rebsorte dieses Weines ist Alicante Bouchet, welche sich durch kräftige Beerenhaut und sehr dunkle Farbe auszeichnet. Ausbau in Zementtanks.
Schwarze Oliven, Asam Tee, kühl am Gaumen, kräutrig, sehr adstringent, getrocknete Kirsche.
Ein Wein, der kräftige Speise braucht.
Bruno Andreu. PURE Petit Verdot 2021
Petit Verdot, eine zu kleinen Teilen zugelassene Traube im Bordeaux, dort aber fast verschwunden, hat lange Reifezeiten und braucht deshalb südliche Gegenden.
Zartbitter, Lavendel, Brombeere, sehr aromatisch mit gut eingebundenem Tannin.
Pays d’Oc IGP. Freie Verkostung.
Am Stand des Pay d’Oc hatte man sich für eine Auswahl von biologisch angebauten Rosé Weinen entschieden. Auch hier gab es schöne Funde.
Der 2023 Villa Noria von der Domain Noria aus reinsortigem Cinsault eröffnet mit würziger Nase, gefolgt von Kirsche und Johannisbeere, sehr aromatisch mit roten Beeren und Muskat im Nachhall.
Aus der Gegend von Beziers stammend ist der 2023 Pierres Dorées von Les Vignobles Foncaliue aus reinsortiger Grenache. Üppige Nase von Himbeeren, Brombeeren, Marzipan, leichte Adstringenz, sehr lang und beerig.
Eine Cuvée aus Grenache und Cinsault findet sich in der Domaine St. Paul 2023 vom gleichnamigen Weingut. Hier eröffnen Pampelmuse, Brombeere, Veilchen, etwas Bitterstoffe, Cassis, Brombeere und münden in einem ausgewogenen Finish. Der Wein ist ein guter Speisenbegleiter.
Die Domaine Ricardelle de Lautrec gehört zu den Nachfahren des berühmten Malers. Deshalb hat sie auch für zwei ihrer Weine eine Künstlerin engagiert, die deren Etiketten gestaltet hat. Der Syrah Rosé –Scène no 18 aus dem Jahr 2023 ist sehr kräftig in dunkler Frucht mit Süßkirsche, Pflaume, Holunder, Nougat. Ein außerordentlicher Wein mit Cremigkeit und großer Fülle.
Wein-Campus. Maindock.
PAYS D’OC IGP mit seltenen Rebsorten und Weine der LOIRE mit Muscadet.
Eine sehr gelungene Veranstaltung mit reichlich Neuentdeckungen und Wissenszuwachs.
Und einem sehr umsichtigen Service Team der Veranstaltungs-Location.
Mein Dank gilt Meike Frers und Jan Koch von der
Agentur ff.k Public Relations GmbH und ihrem ganzen Team für dieses großartige Event.
Sehr beeindruckt haben mich die beiden Moderatoren der Masterclasses.
Die Location
Maindock
Bezugsquellen
Leider haben viele der Winzer keinen Importeur.
Insgesamt scheinen sich die Weine aber im mittleren Preissegment zu bewegen.
Bezugsquellen können gerne bei mir angefragt werden.
Das klingt nach einer wirklich spannenden Veranstaltung und nach einigen vielversprechenden Entdeckungen!
Ja, es gibt viel zu entdecken in diesen Gebieten.