Wie oft bin ich bei meinen Wanderungen schon an der Nahe vorbeigekommen.
Wie oft habe ich in Bingen die Nahemündung bewundert, der Ort, an dem die Nahe in den Rhein fließt, bewacht vom pittoresken Mäuseturm im Rhein mit Blick auf die andere Seite und die Weinberge des Rheingau.
Genauso selten hingegen habe ich mich mit der Nahe als Weinanbaugebiet beschäftigt, wenngleich ich schon des Öfteren einen Nahe Wein im Glas hatte.
Nun aber hatte im Vorfeld der jährlich stattfindenden Mainzer Weinbörse der Marketingverband Weinland Nahe unter dem Titel „Nahe goes Mainz & friends“ 50 Winzer ins Alte Postlager in Mainz geladen. Nach der gelungenen Premiere im Jahr 2023 wurden die Nahe Winzer dieses Jahr begleitet von Kollegen vom Mittelrhein und von der Ahr. Bestens organisiert durch die Agentur ff.k Public Relations, wurde nicht nur die Möglichkeit gegeben, in einer großzügigen Halle ganz entspannt die Winzer und ihre Weine kennen zu lernen, es gab auch drei Masterclasses rund um das Thema.
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Wein & Speise“ mit Sommelière Christina Fischer, welche einmal mehr das Publikum überraschte mit sehr schön ausgesuchten Weinen und dem Überraschungseffekt, was mit dem Wein geschieht, wenn er mit Säure, Salz, Fett oder kräftigen Aromen kombiniert wird. Für mein besonderes Augenmerk eine sehr gute Show.
Romana Eschensperger, eine von acht Master of Wine in Deutschland, führte in sehr persönlicher und lebendiger Art durch eine Verkostung mit dem Titel „Burgunder & Riesling“. Eine schwierige Aufgabe bei der Vielfalt der einzelnen Charaktere. Aber es gelang ihr, uns die einzelnen Weingüter und Weine nahezulegen.
Die dritte Masterclass von Sommelier Toni Askitis über Schaumweine konnte ich aufgrund der Fülle des Programms nicht wahrnehmen, was ich dennoch am Ende etwas bedauert habe.
Da ich nun die Möglichkeit hatte, einen Tag lang viel über die Nahe zu lernen und wundervolle Weine zu entdecken, möchte ich das Anbaugebiet ein wenig vorstellen.
Neuland Nahe. Das Weingebiet.
Das Weinanbaugebiet Nahe erstreckt sich vom Hunsrück bis Bingen. 4239 ha werden bewirtschaftet. Erst seit 1971 ist die Nahe ein eigenständiges Anbaugebiet. 75% weiße Sorten und 25% rote Sorten werden angebaut. Das Aufeinandertreffen von Rheinischem Schiefergebirge, Nordpfälzer Bergland, Nahe-Hügelland und Ausläufer des Mainzer Beckens bergen eine große geologische Vielfalt. Mildes trockenes Klima mit mäßigem Niederschlag fördert den Ausbau der Burgundersorten. In den schiefrigen Steillagen werden bevorzugt Rieslinge angebaut.
Neuland Nahe. Die Bodenvielfalt.
Die Außergewöhnlichkeit der Nahe ist ihre Bodenvielfalt. Sie vereint die meisten Bodenformen in Deutschland auf kleinstem Raum. Teilweise bis zu vier verschiedene Bodenformen im Umkreis von nur 3 Kilometern. Die wichtigsten sind Rotliegender Schiefer, Quarzit und Porphyr, aber auch auf Lehm- und Lössböden, eisenhaltige Ton- und Sandsteine mit weißem Kiesel.
Die Böden wurden aufgemischt durch Vulkanausbrüche und mächtige Erdbewegungen über Millionen von Jahren und sind seit dem Ende der letzten Eiszeit ungefähr in der heutigen Formation.
Neuland Nahe. Die Weine.
Im Folgenden sind meine Funde. Sie orientieren sich dieses Mal an den Winzern, die ich persönlich auf der Veranstaltung treffen konnte. Es gibt viel zu entdecken im Weinland Nahe und ich kann nur ermuntern, sich dort ein wenig umzusehen.
Weingut Forster
Seit 1994 arbeitet das Weingut ökologisch und ist Mitglied bei Ecovin. Unweit der Nahemündung in Rümmelsheim gelegen, baut Johannes Forster auf 25 ha Burgundersorten und Riesling an.
30% wachsen in Steillagen. Das Ziel ist es, die unterschiedliche Charakteristik der einzelnen Lagen abzubilden. Die Böden sind gekennzeichnet durch Kies, Lehm und Porphyr. Die Etiketten sind liebevoll nach Art von Briefmarken gestaltet. Die Ökologie wird sehr ernst genommen, eigener Kompost und Tee zur Pflanzendüngung gehören zu ihren Standards.
Eine besondere Linie sind die vier Abenteuerweine: Bergsteiger, Seefahrer, Wüstenwanderer und Himmelstürmer.
Diese spiegeln die unterschiedlichen Böden, die durch die Jahrtausende entstanden sind, wieder. Sehr freundliche Verkostung mit einem kreativen lebhaften Winzergespann.
© Weingut Forster
2022 Riesling Bergsteiger
12% Vol. – 14,50€
Üppige Nase von Mirabelle, Pfirsich, Kamille, Kräutern, gefolgt von Schmelz am Gaumen, man schmeckt den Schiefer. Im Nachhall frisch und lang.
2022 Grauburgunder Réserve
13,5% Vol. – 19,50€
Der Wein liegt ein Jahr im 500 Liter Tonneau.
Mango, Maracuja, Blütenhonig eröffnen die Nase, am Gaumen reife gelbe Frucht, sehr cremig mit gutem Mundgefühl.
2023 Riesling KABInett
9,5% Vol. – 9,00€
Wie sagte die Winzerin: „Wozu brauche ich Kaffee, wenn ich KABI habe“. 36g Zucker auf 7g Säure ist bemerkenswert und keinerseits erschreckend. Der Wein hat frische Noten von Weinbergspfirisch und Eisbonbon. Sehr leicht. Eine gute Apero Alternative.
Weingut Marx
Nahe dem Hunsrück, am Rand des Soonwald in Windesheim gelegen, bewirtschaftet die Familie Marx 10,5 ha. Schiefer, Roter Sandstein, Quarzit und Sandböden sind hier zu finden.
Frau Marx begrüßt ihre Besucher mit erfrischender Herzlichkeit. Für ihre leichten Alltagsweine hat sie den Begriff “Schlürfer“ gewählt. Sehr interessant und viel wohlklingender als Terrassenwein.
Drei Weine, welche nur in besonderen Jahren gemacht werden unterstehen der Linie „Marx is Muss“ und heißen Freigeist, Manifest (beide Grauburgunder) und Kapital (Spätburgunder).
2023 Blanc de Noir
11,5% Vol. – 8,30€
Süßkirsche und Mandeln in der Nase ergänzt durch dropsige Noten. Ein „Schlürfer“.
2022 Weißburgunder -S- Windesheimer Rosenberg
13% Vol. – 10,50€
Handverlesen. 5-6% Tertiärsand. Kräftige Aromen von reifer Birne, weißen Blüten, Nektarine, Muskat. Runder langer Nachhall.
© Weingut Marx
2021 „Manifest“ Grauburgunder
13,5% vol. – 38,00€
Maischegärung, unfiltriert. 1,5 Jahre auf der Hefe. Seit 2018 ein weiterer Jahrgang dieses Weins.
Nase sehr kräutrig, Gaumen ergänzt mit Orange, Muskat, Brosche. Sehr cremig und sehr üppig.
Weingut Johanninger
© Weingut Johanninger
Bei Johanninger entdecken wir seine einzigartige Lage. Das Weingut liegt im Ortskern von Biebelsheim und dieser Ort hat die Besonderheit, dass sich nordwestlich das Anbaugebiet Nahe erstreckt, südöstlich das Weingebiet Rheinhessen. Insofern baut Johanninger Weine in zwei Gebieten an. Diese werden durch farblich unterschiedliche Etiketten gekennzeichnet.
2022 Kreuznach Chardonnay
13,5% Vol. – 14,50€
Spontanvergoren, ausgebaut zu einem Drittel im Barrique präsentiert der Wein Vanille, Toast Ananas, Lack, Schmelz mit nussigem kräftigem Finish.
2021 Kreuznach Rosé Fumé
13,5% Vol. – 12,50€
60% Spätburgunder, 40% Frühburgunder
Die Nase rauchig, viel Brombeere am Gaumen, abgerundet mit frischer Säure und einer sehr guten Balance.
2019 Junker Spätburgunder
13,5% Vol. – 21,50€
4 Wochen Maischegärung und 12-15 Monate Reife im Barrique. Reife Kirsche wird ergänzt durch Aromen von Rosinen, Toast, Tabak. Im Nachhall reife Frucht mit frischer Säure. Ein sehr eleganter Spätburgunder.
Neuland Nahe
Ein Gebiet von großer Vielfalt, dessen Weine überzeugen.
Im Naturpark Sonnwald-Nahe lässt es sich auch hervorragend wandern.
Bezugsquellen
Vielen Dank den Organisatoren des Weinverbandes Nahe.
Hier geht es zum Weinland Nahe
Die WeinPlanerin. Wein und Speise. Korrespondierend oder Konträr.
Danke – auch für mich Neuland aber nun wird probiert!
Da bin ich gespannt auf neue Empfehlungen.