Wein ist ein Aromen reiches Produkt.
Man kann ihn mit allen Sinnen erfahren, riechen, schmecken.
Wein bietet Kulinarik eine Plattform. Als Speisenbegleiter, als Aperitif oder in konträrem Pairing.
Wein braucht als Aromen Träger Alkohol.
Und hier stehen wir vor der Schattenseite des Weins. Alkohol beeinträchtigt die Sinne. Und kann zur Abhängigkeit führen.
Und schon sind wir mitten in einem möglichen Dilemma: wie lässt sich Aromen Reichtum mit Alkoholfreiheit verbinden?
Einige Winzer haben in den letzten Jahren Anstrengungen unternommen, dem Wein schonend Alkohol zu entziehen. Dies geschieht meistens mithilfe der sogenannten Vakuumdestillation, welche den Wein in ein Vakuum überführt. Dadurch sinkt der Siedepunkt des Alkohols von 78 auf 29 Grad. Dem Wein wird also durch leichtes Erwärmen der Alkohol entzogen, ohne gleichzeitig die Aromen zu verlieren. Das hat manch schönes Ergebnis zutage gefördert, sich am Markt aber nicht wirklich durchgesetzt.
In Zeiten, in denen eine neue Generation heranwächst, die sich auf Mixgetränke und wenig Alkohol konzentriert, braucht es weitere Produkte, die Aromen Reichtum und sensorische Vielfalt präsentieren.
World of NIX.
Dies hatten die Gründer von World of NIX, Frederike de Groot und Wim Boekema, im Sinn, als sie 2021 in Amsterdam ihren ersten Laden eröffneten. Ihr Sortiment ist inzwischen stetig angewachsen, weltweite Kooperationen sind hier ebenso gängig wie ein gut sortierter Onlinehandel, der selbst alle Blogbeiträge dreisprachig nachhält.
Auf dem ff.k Weincampus in Frankfurt im Juni 2024 durfte ich das Sortiment kennenlernen. Allerdings war die Zeit damals sehr knapp, so dass ich mir vornahm, die Produkte von World of NIX gesondert zu ergründen.
Und was böte sich hier besser an, als eine Zäsur zu Beginn des Jahres. Der Trockenzeit, dem „Dry January“, den inzwischen immer mehr Menschen zu einem festen Bestandteil ihres Lebens gemacht haben.
Trockenzeit. World of NIX.
Die Besonderheit des Angebotes der World of NIX ist die Vielfältigkeit an Basisprodukten.
Es wird mit Tee, Säften, Kombucha gearbeitet. Alkoholfreies Bier aus lokalen Brauereien ist ebenso im Programm. Eine große Anzahl alkoholfreier Spirituosen runden das Angebot ab. Zusätzlich zu entalkoholisierten Weinen finden sich hier auch Weine, die aus anderen Mischungen mit Säften hergestellt werden. Die Herstellungsmethoden für all diese Produkte scheinen nicht einfach gefunden worden zu sein, man braucht Erkenntnisse aus traditionellen Herstellungsverfahren in Verbindung mit der Lebensmitteltechnologie.
Verkostung
Wie schmecken nun diese Getränke? Und was geschieht, wenn sie einige Zeit geöffnet sind?
Ich habe mir für die Verkostung drei Sparkling Teas herausgesucht, weil mich diese Getränke schon am Stand im Juni sehr beeindruckt haben. Das ist ein neuer interessanter Geschmack, der nicht so tun will, als sei er Wein ohne Alkohol. Darüber hinaus zwei nicht alkoholische Weine und einen Sparkling, der gerade in der Promotion der Kompanie ist.
Zugegeben, es ist nicht leicht, wenn man jahrelang trainiert hat, Aromen, Konsistenz und Nachhall von Weinen zu ergründen, sich unbedarft den Produkten zu nähern. Die Geschmacksskala ist sehr different. Meistens riecht man lediglich die Inhaltstoffe. Interessant allerdings fand ich die sehr gute Kohlensäurestruktur, welche auch an Tag Zwei noch anhält.
Die Sparkling Teas
Saiche Jasmin
Spargling Tea
Kronkork – 0,0% Alk. – haltbar bis k.A. – € 20,89
90% kalt gebrauter Jasmin Tee, weißer Traubensaft aus Konzentrat, zitrische Säure, Vitamin C, Holzchip Aroma, Kohlensäure
Hellgelbe Farbe. Kräftige Perlage.
In der Nase Heu, Jasmin, Limette, Ingwer, Zitronengras.
Am Gaumen sehr firniger Auftakt, Noten von Heu und Jasmin sind sehr ausgeprägt, fast überbordend, etwas Eisbonbon und Blütenhonig runden ein auskleidendes Finish ab.
Dieser Sparkling ist nur für eingefleischte Teefans oder Freunde der Mate-Getränke.
Jasmin ist sehr dominant.
Speisen:
Bouillabaisse; Paella mit Garnele und Huhn
Acala
Sparkling Tea Spritz Style
Sektkork – 0,0% Alk. – haltbar bis 10/2026 – € 16,49
Springwater, Fermentierter Tee, Tee (Hibiskus, Knabenkraut, Ringelblume, Wermut), Orangensaft, Zucker, Kohlensäure
Farbe hellrot. Mittlere Perlage.
In der Nase Hibiskus, Schwarztee, Jamaikapfeffer, Blutorange.
Am Gaumen zarter Auftakt von Hibiskus und Johannisbeere, leicht schmelzig, Noten von Kumquats und Granatapfel, mündend in Süßkirsche. Frisches leicht bitteres Finish.
Favorit. Sehr frisch. Leicht bitter. Ausgewogen. Guter Apero.
Speisen:
Gebratene Garnelen mit Koriander Pesto; Mariniertes Gemüse mit Oliven-Ciabatta; Flammkuchen mit Lachs und Spinat
Acala
Sparkling Tea White Wine Style
Sektkork – 0,0% Alk. – haltbar bis 09/2026 – € 16,49
Springwater, Fermentierter Tee, Tee (grüner Tee, Zitronengras, Hanf), Zucker, Kohlensäure
Goldgelb. Mittlere Perlage.
In der Nase scharf mit Earl Grey, Schnittlauch, schwarzer Pfeffer, Brennnessel
Zitrischer Gaumenauftakt mit vorherrschenden Noten von Schwarztee, etwas kandierte Früchte, mündend in einem sehr rauchigen toastigen Finish.
Trotz heller Farbe eher ein Getränk für Holzfreunde. Kräftige Teenoten.
Speisen:
Graubrot mit Appenzeller und Leberwurst; Grüner Bohneneintopf; Kassler mit Grünkohl
Die Weinähnlichen
Saboritz
Sparkling Sober
Sektkork – <0,5% Alk. – haltbar bis 08/2027 – € 14,29
95% entalkoholisierter Glera und Airén Wein aus der EU, Kohlensäure, Schwefel, Zucker
Blassgelbe Farbe. Kräftige Perlage.
Verhaltene Nase, etwas Birne, später Limette.
Am Gaumen Birne, Ingwer, sehr auskleidend mit metallischen Noten, Zitronenmelisse, Lakritz im leichten finish.
Sehr leichter frischer Solist. Die kühlen metallischen Noten verwirren. Besser trinkt man ihn als Mixgetränk mit einem alkoholfreien Bitter.
Speisen:
Birnentart mit Ziegenkäse-Eis; Blätterteiggebäck mit Oliventapenade; Papadam mit Tamarindensauce
La Vie en Zéro
Schraubverschluß – < 0,5% Alk. – haltbar bis 12/2026 – ca. € 12,00
Entalkoholisierter Wein, Traubenzucker, Sulfite, Natürlich Aromen
Blassgelbe Farbe.
Nase sehr prägend von grünen Paprika, Schnittlauch, weiße Johannisbeere, Flieder.
Gaumenauftakt mit Rhabarber und Johannisbeere, Maggikraut. Im Nachhall sehr leicht mit prägenden grünen Nase und Quittengelee.
Leichter, frischer Geselle. Braucht etwas Luft.
Speisen:
Erbsensuppe mit Minze; Gemüsecurry mit Sprossen, Kreuzkümmel, Soja; Avocado Püree mit marinierten Flusskrebsen, Koriander, Limettenessig
Gnista Red, French Style
Schraubverschluß – < 0,5% Alk. – haltbar bis 02/2026 – € 16,49
Säfte (Traube, Sauerkirsche, Johannisbeere), getrocknete Gewürze und Früchte (Holz, Traube, Pfeffer), Rübensirup, Wodkaextrakt (Lavendel, Chili), Meersalz, Konservierungsstoffe
Rotbraune Farbe.
Nase eröffnet mit Johannisbeere, Jod, Lorbeer, gemahlenem Pfeffer, Heidelbeere, Lavendel.
Süßer Gaumenauftakt von Kirsche, gefolgt von Toast, Tabak, Schwarztee, Pfeffer, Rosinen. Kühles angenehmes Mundgefühl mit beerigen Noten und Menthol im kurzen Finish.
Ausgewogen. Schönes Getränk. Kühl servieren (14 Grad).
Speisen:
Züricher Geschnetzeltes mit Wildreis; Gebratenes Schweinefilet, Rote Beete Salat, Herzoginkartoffeln; Kürbisauflauf mit Hackfleisch
Fazit
Die Seite der World of NIX ist gut sortiert und wie schon erwähnt fast durchgängig dreisprachig. Mir fehlen lediglich mehr Details über Ingredienzen und Herstellungsverfahren, das wird sicher in den nächsten Jahren noch eine Rolle spielen. Interessant hingegen ist, dass alle Produkte offensichtlich unter das Lebensmittelgesetz fallen, denn sie haben auf dem Rückenetikett eine Nährwerttabelle und ebenso an beliebiger Stelle ein Haltbarkeitsdatum.
Dass der Content der Seite sehr nach jungen agilen feiernden Menschen aufgebaut ist, mag den Aussagen der Gründer in ihrer „Über uns“-Seite geschuldet sein.
Für mich war die Reise eine interessante Übung. Allerdings glaube ich, dass man im Sektor „alternative Getränke“ nicht versuchen sollte, Wein zu ersetzten. Er sollte als neue Getränke Stilistik verstanden werden.
Trockenzeit. World of NIX.
Bezugsquelle
Ein großer Dank an World of NIX für die Zurverfügungstellung der besprochenen Getränke.
Und ebenso Dank an ff.k. Public Relations für die Herstellung des Kontaktes.
Danke in diesen vielfältigen Einblick. Getränkebegleiter ohne Alkohol haben ja seit einiger Zeit eine wirklich interessante Entwicklung hingelegt – bei den hier vorgestellten kann man wirklich fündig werden.
Ja, sehr interessant und ein aufstrebender Trend. Aber man muss Geschmack neu entdecken.
Sehr interessant, sollte man unbedingt ausprobieren, ein ganz neues Feld, ich bin überrascht. Man lernt immer dazu.
Schön, wenn der Artikel bereichern konnte.