Für die Jahresendrallye hat Martin Riedl vom Blog Flüssige Freundlichkeiten
zum Etikettentrinken aufgerufen.
Und da Jahresende, Menüvorbereitungen und andere Wichtigkeiten von ihm als Ausrede nicht akzeptiert wurden, will ich so kurz nach unserer Hundertfeier nicht die Spielverderberin sein.
Wie definiert sich Etiketten? Wie breit is dieser Begriff?
Einige Schlagworte fielen mir zum Thema Etiketten ein.
- Namen. Der Konsument denkt, wenn dieser Name drauf steht, muss was Sensationelles drin sein. Leider ist das nicht immer der Fall.
- Aushängeschild. Etiketten, die vornehm, klassisch oder gediegen aussehen, verleihen oft zum Kauf, weil sie Qualität intendieren.
- Tradition. Viele Winzer haben seit Generationen ihr Familienwappen und scheren sich um keinen Trend. Prominentestes Beispiel: Emmerich Knoll in der Wachau. Seine Etiketten sehen aus, als seien sie einem alten Altarbild entsprungen und lediglich Lagenbezeichnung und Jahrgang ändert sich.
- Moderne. Viele Winzer sind zu Etiketten übergegangen, die einem Branding gleichkommen, manche treiben es in erstaunlich kreative Höhen, andere bleiben dagegen im Versuch stecken.
- Zeitgeschichte. Auch das können Etiketten sein. Ein Dokument durch Jahrzehnte im Weinbau.
In meinem Gepäck sind tanzende Etiketten aus Barge im Piemont. Dort arbeitet die Familie Raviolo in dritter Generation auf dem Weingut Le Marie. Die Etiketten gestaltete der Künstler Mario Borgna. Alle Etiketten sind meiner Meinung nach sehr liebevoll gestaltet und sie umhüllen wirklich schöne Weine. Das Beste daran ist: der deutsche Importeur sitzt bei mir um die Ecke.
Hier die Details über Le Maries Weine, die allesamt hervorragende Speisenbegleiter sind.
2014 Blanc de Lissart
Malvasier
€ 9,70
Nase: Holunderbeere, Rosen, Cassis, Litschi, Veilchen
Gaumen: Auftakt von Litschi und Holunder, kurzes Aufblitzen von Säurespitzen, Rosen und Veilchen, laktisch, Cassis, Grapefruit, nussig
Nachhall: kräftige Fruchtstruktur umrahmt von mittlerer Adstringenz
Der Wein ist solo schwer zu genießen, denn die Aromenfülle ist sehr stark.
Malvasier wird normalerweise als Süßwein ausgebaut. Dieser hier ist trocken.
Speisen: Lasagne, Aufläufe, Cesar’s Salad mit Schinkenchips, Kabeljau mit Chorizo, Raclette, mittealte Käse, Schokoladendesserts
2014 Sant‘ Agostino
Arneis
€ 8,70
Nase: Zitrus, grüner Apfel, Litschi, Estragon, Schale von Pink Grapefruit, Haselnüsse als Hauch
Gaumen: Grapefruit, Limettenschale, Maracuja, Stachelbeere, viel Schmelz, fast saftig, etwas Haselnuss, Brioche, leichte Adstringenz mit Rauch
Nachhall: schöne Verbindung von Frucht und leichter Säure. Gute Länge. Schmelz
Ein sehr zarter und doch von seiner Eigenheit geprägter Wein
Speisen: Risotto mit Limette und Zander, pochierte Fische mit Safran und Herzoginkartoffeln, Pasta mit Gemüse, Vitello Tonnato
2014 Bonarda
€ 7,50 – nicht immer verfügbar
Nase: Zwetschge, etwas Äste
Gaumen: feine Aromen der Zwetschge werden ergänzt von cremiger Säure und Majoran
Nachhall: recht kurz, süffig in dunklen Fruchtaromen
Leicht moussierend. Keine Tannine. Unkompliziert.
Speisen: Vesper, kräftige Salami, milder Käse, Pilze, dunkles Brot
2012 Dolcetto
€ 8,30
Nase: Sauerkirsche, Pflaume, Tabak, Brombeere, Äste
Gaumen: Auftakt mit kleinen Fruchtaromen, gefolgt von frischer Säure. Sauerkirsche mündend in Pflaume und Brombeere, etwas Tabak
Nachhall: mittellang, gutes Säure Fruchtspiel, mäßige Tannine
Leicht gekühlt herrlich zu trinken.
Speisen: Paella, Tortellini mit getrockneten Tomaten & Salbeibutter,
Lotte gebraten mit Kräutern und Öl, Kalb mit Oliven
2012 Debarges
Nebbiolo
€ 9,50
Nase: Zigarrenrauch, Jamaica-Pfeffer, Sauerkirsche, Marzipanbrot, Jod, Brennessel, Waldbeeren, Kakao, leichter Rumtopf
Gaumen: weicher Auftakt von Kirsche und Heidelbeere, abgelöst von feiner Säure, kurze Adstringenz, Aromen von Krokant, Zigarrenblättern, Toast
Nachhall: mittellang mit zartem Fruchtfinish, weiche aber präsente Tannine
Filigraner Wein mit guter Gesamtstruktur.
Speisen: Schweinelende mit Grünkohl und Püree; Geschnetzeltes vom Schwein, asiatisch, mit Sesam, Soja, Curry, Polentakrapfen; Ragout vom Reh oder Hasen mit Topinambur
2013 Barbera
€ 9,70
Nase: Schwarzkirsche, Pfeffer, Heidelbeere
Gaumen: üppige Fruchtaromen zu Beginn gefolgt von leichter Säure, Noten von Thymian, Pfeffer, Bitterschokolade, Kaffee
Nachhall: kräftige Frucht und weiche Tannine, mittellang
Braucht Luft und noch etwas Zeit, der Wein ist sehr jung, hat aber ein sehr gutes Potential!
Speisen: Steaks, Wild, gebraten, Cranberries, Brokkoli, Schoten; kräftige Wurst & Käsesorten
2012 Colombé
Barbera der Lage DOVES
Ausbau über drei Jahre in österreichischer Eiche.
€ 12,50
Nase: Schwarzkirsche, Preiselbeeren, Nougat, Pfefferkörner, Eukalyptus, trockene Erde
Gaumen: Auftakt von kräftiger Kirsche, mittlere Säure, Preiselbeeren, Heidelbeere, kräutrig, etwas Rauch, Nougat, Kakaopulver
Nachhall: lang mit weichen Tanninen, guter Säurestruktur, weich, Beerenfinish
Elegant, dicht aber filigran. Unbedingt lüften, um die Säure auf ihren Platz zu verweisen!
Speisen: Lammrücken mit Kräuterkruste, bunten Bohnen, Kartoffelbaumkuchen; Lammkotelettes, Jus, Kaiserschoten, Selleriepüree; Gnocchi mit Ragout vom Hasen;
Wachtel mit Kräuterfüllung im Rosinensud, Preiselbeeren, Topinambur
Die Weine gibt es exklusiv in Deutschland bei Feine Weine in der Weststadt
Hier geht‘s zum Weingut Le Marie
Dank an Joachim Hollatz für die Überlassung der Etiketten Fotos
Die Weinplanerin.Wein und Speise. Korrespondierend oder Konträr.
Hier geht’s zur flotten Zusammenfassung von Martin Riedl.
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