Der Name dieser Rebsorte hat für Weinfreunde in aller Welt einen überaus vertrauten Klang. Viele sind sich deshalb gar nicht mehr darüber im Klaren, dass es sich eigentlich um eine Weißweintraube und nicht um eine Marke handelt.1
Treffender als Jancis Robinson es im Oxford Weinlexikon beschreibt, kann man es nicht tun.
Blogger Urgestein Thomas Günther hat auf seinem Blog weinverkostungen.de zur #110 Weinrallye ausgerufen, anlässlich des International Chardonnay Day.
Diese Weinrallye soll diesmal etwas Doppeltes sein: Sie soll die Grenzen des deutschen Sprachraums durchbrechen. Also überrascht die Weinwelt am 26. Mai. Und wie bei jeder Runde der Weinrallye: Durchbrecht Vorurteile. Es gibt so viel in dieser Weinwelt, mit dem man überraschen kann.
Was also ist Chardonnay?
Ein Flittchen, das sich überall auf der Welt jedem Boden und Klima anbiedert.
Ein Platzhirsch, der sich mit Wucht über sämtliche Grenzen hinweg ausbreitet.
Eine Chimäre, denn diese Traube ist nun wirklich kaum Schädlingsanfällig und bringt überall gute Erträge.
Lieblingskind vieler Winzer, denn die Möglichkeit der Ausbauarten ist vielfältig.
Und wenn alles nichts bringt beim Spitzentuning, dann hilft ein wenig Dope im Sinn von Eichenholz.
Klappt immer. Schließlich ist das toastige, bananige, tropenfruchtige säurearme Getränk ja das, was es weltweit so beliebt macht bei den Konsumenten.
Das also ist Chardonnay?
Na ganz so polemisch lassen wir es doch nicht stehen.
Glücklicherweise liegen die 90er Jahre mit ihren Überschwemmungen aus der Weinwelt weit zurück.
Und was wäre Frankreich ohne Chardonnay?
Das Burgund hat sich ja immer schon auf ganz große feingliedrige Chardonnays verstanden.
Nur dass früher die weißen Burgunder niemand mit Chardonnay in Verbindung brachte.
Dem Neuanbau der Mutation Chardonnay Rosé schaue ich mit interessierten Augen zu.
Da reifen Weine von einer tieferen Dimension.
Was wäre Schaumwein ohne Chardonnay?
Nicht nur dass Chardonnay in alter Tradition eine der drei Champagner Rebsorten ist und auch als Blanc de Blanc schöne Tropfen in unterschiedlicher Ranglage hervorbringt, wird auch im Rest Europas gerne Chardonnay zu Schaumwein vinifiziert. Die Aromatik und ein kräftiger Körper produzieren oft gute und langlebige Ergebnisse. Auch vermehrt in unserem Lande. Und nicht zu vergessen bei den spanischen Nachbarn in ihrem gelungenen Cava.
Was bleibt vom Chardonnay?
Die Hoffnung, dass frühe Lese, Ertragsreduzierung wieder kühlere weniger fette Weine hervorbringt.
Und dass die Traube nicht ständig vom Holzfass erschlagen wird.
Dann könnte sie in der Tat ein weltweiter Botschafter ihrer Herkunft sein.
Hier sind meine Weine
2016 Chardonnay DOC
Elena Walch, Alto Adige
Elena Walch ist ja lange schon keine Unbekannte mehr. Ihr gelingt ein Wein von großer Eleganz.
Birne, Eisbonbon, Minze, leichtes Muskat, weiße Blüten eröffnen die Nase.
Am Gaumen schmelziger Auftakt von Birne, Blütenhonig und Mandel, gefolgt von feiner leichter Säure und wiederum viel Frucht und leichtem Muskat. Im Nachhall lang, schmelzig, elegant mit gut strukturierter kaum wahrnehmbarer Säure.
Die Speisenpalette ist reichhaltig. Gemüseauflauf, Maultaschen und geschmälzte Zwiebeln, Crêpes mit Lauch á la creme, Spinat-Ricotta-Ravioli mit Buttersauce, Seeteufel in Weißweinschaum mit Erbsenpüree.
2016 Dirmsteiner Chardonnay Kalkmergel trocken
Philipp Kuhn, Pfalz
Reiner Stahlausbau, der dem Wein seine Frische bewahrt. Schöner runder Vertreter.
In der Nase Aromen von reifer Birne, Honigmelone, etwas Walnuss. Am Gaumen ein frischer zarter Säureauftakt, gefolgt von reifen gelben Früchten, Orangenceste, viel Schmelz.
Runder mittlerer Nachhall mit viel Schmelz und leichter Nussigkeit
Als Speisen empfehlen sich, Spaghetti Carbonara, Leichte bis mittelalte Käse mit Oliventapenade und frischem Weißbrot, Roulade von Zander und Mangold mit Speck-Kartoffelstampf.
2015 Chardonnay „S“
Ellermann-Spiegel, Pfalz
Toastige Nase mit Spuren von Haselnuss, Brioche, reifem Pfirsich.
Am Gaumen kurzer Säureauftakt, gefolgt von reifem Pfirsich, Birne, Toast und Nüssen.
Im leichten Nachhall etwas brausig, in der Aromatik etwas dunkler, Tabak und Finish von reifem Pfirsich.
Guter Allrounder, aber auch geeignet zu Speisen wie Kalter Braten mit Remoulade und Röstkartoffeln, Rösti mit Wokgemüse, Risotto mit Pfifferlingen.
Wünschen wir dem Chardonnay noch viele schöne Entwicklungen.
Die WeinPlanerin. Wein und Speise. Korrespondierend oder Konträr.
Bezugsquellen
Chardonnay Elena Walch € 11,20 Feine Weine in der Weststadt
Chardonnay „S“ Ellermann-Spiegel € 7,40 Feine Weine in der Weststadt
Chardonnay Kalkmergel, P. Kuhn € 12,50 Weinhaus Fehser
1 ©1995, 2003, 2007 Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München
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