Teufelsköche

An den heißesten Herden dieser Welt

Dieses Buch ist kein Kochbuch. Auch wenn es Gerichte darin gibt.
Dieses Buch ist auch kein Rangliste der Welt Star Köche.
Dieses Buch ist ein Werk über Außenseiter.
Es ist ein Buch über Helden, die an etwas anderen Herden stehen.

Der Journalist und Moderator Juan Moreno hat sich mit seinem Freund, dem Fotografen Mirco Talercio auf eine außergewöhnliche Reise begeben. Weltweit auf der Suche nach Köchen, die nur eines vereint. Ihre Andersartigkeit.

Es ist ein pointiert geschriebenes Buch. Es zeichnet sehr genau und liebevoll die Menschen hinter den Herden auf. Und es ist ein erschütterndes Buch. Denn es erzählt Geschichten weitab der klassischen Küche. Auch wenn zwei Sterneköche zu Wort kommen.

 

Die Helden
Dies ist eine kleine Auswahl aus den 17 Geschichten des Buchs

 

 

Da ist Faith Muthoni, die in Nairobi auf einer Müllhalde kocht, welche mafiaähnlich verwaltet wird.
Alleinstehend mit fünf Kindern. Und sie lebt schlecht und recht davon.
Denn selbst für das Wasser, das sie zum Kochen braucht, muss sie auf der Deponie bezahlen.
„In Europa ist Essen ein Genuss. Für sie ist es ein Problem.“

 

 

 

Oder Emmanuel John, gelernter Koch aus Nigeria, der zu Fuß nach Marokko gegangen ist.
Wo er es nicht schafft, auf ein Flüchtlingsboot zu kommen.
Sein Lebenstraum ist, Koch bei McDonald’s zu werden.
Obwohl er noch nie eine Mc Donald’s Küche gesehen hat.

Es gibt die Geschichte von Brian Price, verurteilter Vergewaltiger, der in einem texanischen Gefängnis die Henkersmahlzeiten kocht.
Er macht sich damit zu Feind seiner Kollegen. Und kocht.
Nicht immer ganz die Wünsche der Todeskandidaten, aber sehr erfinderisch.

 

 

Sehr berührend ist auch das Porträt von Ottavia Faser, die in Graubünden seit 40 Jahren mit ihrem Bruder ein Hotel führt und dort kocht, weil sie nie eine Wahl hatte.
„Mein letzter freier Tag. So richtig frei? Ich weiß nicht. Irgendwann Anfang der 70er Jahre.“

 

 

 

 

 

Auch Vincent Klink kommt zu Wort, der ja nun seit Jahrzehnten einen Stern trägt und darüber hinaus sehr belesen ist und humorvolle selbstkritische Bücher schreibt. Und dennoch täglich in seiner Küche steht. Der nicht mehr als drei Aromen auf seinen Tellern erlaubt, die man dann auch noch unterscheiden kann. Und auch im Februar in seinem Garten kalt duscht und lieber alleine lebt im Gartenhaus.

 

 

 


Völlig abgedreht ist die Geschichte von Carmen Rodriguez und Toribo Anta, deren Alleinstellungsmerkmal der Schwanz von Kampfstieren ist. Der nicht ganz einfach zu beschaffen ist.
Sie haben sich diese Rarität zu eigen gemacht, obwohl das Fleisch selbst nach langer Marinade in Rotwein, welches dann zu Eintopf verkocht wird, den Geschmack des Tieres nicht los wird.
In fortschreitenden Zeiten ein sicher schwieriges Geschäftskonzept.

 

 

Die Initialisierung zu diesem Buch stammt von Gerado Asesso, der über eine Frau und einen abenteuerlichen Fischhandel zu einem angesagten Restaurant in München kam. Sein Bild ziert den Titel.
Die beiden Autoren haben dort die Idee zu diesem Buch geboren.
Als es dann geschrieben wurde, war Gerado wegen Drogendeals leider im Knast und musste dort interviewt werden.

 


Mein liebstes Porträt ist das von Frank Pellegrini.
Der in New York ein Restaurant hat, in dem man keinen Tisch bekommt.
Es sei denn, man wäre der Papst.
Dessen Erfolg nun stark mit der Mafia, seinem Onkel Vincent und vor allem Tante Anna, einer begnadeten Köchin verknüpft ist. Diese stand Patin für Mia Farrow im Film „Broadway Danny Rose“.
Denn Woody Allen hat einen Tisch.

 

 

Fazit

Teufelsköche ist berührend anders. Auf leise Art in packender Sprache beschreibt es eine Welt abseits des Gourmetdenkens. Dennoch immer im Focus Köche.

Jeder der Köche hat ein Rezept beigesteuert, das an das Porträt angehängt wird.
Ob ich sie nachkochen will, ist nach der Lektüre fraglich.

Sehr lesenswert und horizonterweiternd.
Und durch die geschliffene kommentierende Sprache des Juan Moreno ein Genuss.

 

Teufelsköche
Juan Moreno, Fotos von Mirco Taliercio

Piper Verlag ©2011

Hier geht’s zum Buch

Die Rechte der Fotos liegen bei Mirco Taliercio.
Sie sind aus dem Buch abfotografiert.

Die WeinPlanerin. Wein und Speise. Korrespondierend oder Konträr.

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare zu “Teufelsköche

  1. Donnerwetter. Ich schreibe gerade meinen neuesten Krimi im Mallorca-Milieu, unterbreche knurrend, um Julianes neuesten Artikel zu lesen, und fühle mich überrumpelt. Was sie über die „Teufelsköche“ herausgefunden hat, ist schwer zu toppen. Um dieses Kleinod krassester Kuriositäten aus der kulinarischen Welt zu entdecken, muß man lange suchen. Hier ist es! Lesen, blättern und nicht mehr aufhören zu staunen!

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