Piemontesisches Sterneglück bei Carmelo Greco

Wir kommen zu spät! Ich versuche erst gar nicht, mich aufzuregen, das schadet nur der Stimmung. Egon hat uns zu einem Weinmenü angemeldet, Piemonteser Winzer, das kann nicht schlecht sein, dazu noch in einem Sternehaus…. Ich komme sooo ungern zu spät, zumal ich weiß, dass man den Ablauf stört, reiht man sich nicht in die Schlange…. Aber: wir sind zu spät….

Ein wenig abgehetzt die Treppen hinauf in einem scheußlichen 70er Jahre Beton-Einkaufs-Ambiente, nicht ganz, was ich so unter Frankfurt Sachsenhausen verstehe.carmelo_greco_25__bfe96784ae

Doch kaum erreichen wir die Eingangstür, ist alles andere vergessen: Warmes Grau von Goldenen Lampen abgesetzt, ein sehr freundlicher Empfang, absolut aufmerksamer Service vom ersten Moment an. Bin beeindruckt. Nein, es macht gar nichts, dass wir zu spät sind, sie seien erst beim zweiten Gang und ob wir das Menü wollten oder nur einzelne Gänge- na aber bitte sehr das volle Programm, liest sich alles sehr gut wir sind gespannt, auch auf die Weine. Diese sind vom Weingut Accornero aus Monferrato.

Es wird ein toller Abend – der Sommelier hat irgendwie Gefallen an uns, denn der Wein fließt reichlich, wir fachsimpeln über Gläser und Alterungspotential…. Er ist sehr engagiert, der Sommelier und weiß immer eine Geschichte. Die Weine sind sehr spannend, gekrönt wird jedoch alles vom Grignolino, einer autochthonen Rebe des Piemont, die mir bislang nicht begegnet war. Sündhaft schöner Wein, vielfältig, zart und lang (mit 38€ vielleicht etwas zu hoch bepreist, denn sein Alterungspotential ist nicht mehr sehr lang).

Hier ist das Weinmenü:

Parmesanflan mit Schokoladen-Orangensauce und –Luft
2013 Fonsina Bianco, Sauvignon & Chardonnay

Tatar vom Rind, Apfel-Balsamessig, Trüffel
es bleibt beim Fonsina Bianco

Tortelli Carbonara (offene Tortellini, mit einer Käsecreme gefüllt, Chips vom Schinken)
2012 Barbera de Montferrato Giulin

Bretonische Seezunge, Steinpilz- Risotto, Safrancreme
2008 Grignolino Vigne Vecchie

Filet vom piemontesischen Fasan, getrüffelte Kartoffelmousse, Sauce von Süßkirschen
2010 Barbera Bricco Battista und 2007 Barbera Cima Riserva della Casa

Lebkuchenflan, Khaki Crème, Nougateis
2005 Pico, Malvasia di Casorzo

Pralinen & Espresso

 

Meine Anmerkungen zum Menü:
Die Weine lest nach und nach in der Kategorie: WeinEinfach.

Parmesanflan (wie ein kleiner Baumkuchen) als Küchengruß der große Hit – die Soße war ein Traum an Geschmackserfahrung- und erst die Luft als Häubchen obendrauf…!

Tatar hatte eine tolle Konsistenz und war sehr zart gewürzt, es gab ein pochiertes Wachtelei und reichlich Trüffel – lediglich der Balsam war mir persönlich zu stark- hatte aber einen schönen verändernden Effekt auf den Wein.

Tortelli – die bezauberndste Art, Carbonara zu servieren. Große Klasse.
Es kam so leicht daher, dieses Gericht und bedarf doch großer Kunstfertigkeit.

Seezunge fiel leider etwas ab – ihr fehlte es an carmelo_greco_restaurant013eigenständiger Aromatik, die Safrancreme fanden wir zu dick und das Risotto konnte trotz der Steinpilze nicht wirklich toppen.DSC_4879_7a7c2c8a16

Fasan hingegen in einer Soße aus Weichselkirschen, das zarteste Fleisch der Erde, unglaublich gut – mit einem sensationellen Kartoffelpüree, die Trüffelstruktur blieb sehr dezent – eine tolle Kombination.

Im Dessert war das Eis die überragende Überraschung mit Glitzerperlen! Es war zum Hineinlegen gut! Der Lebkuchen teilte die Geister an unserem Tisch- zu mächtig, zu viel, ein wenig grob fand ich, Egon hatte das Ding in Sekunden verschlungen. Jedenfalls war die Kombination von Dessert zum Malvasier sehr gelungen.

Die Weine lest in einem gesonderten Beitrag bei WeinEinfach.

www.carmelo-greco.de
www.accornerovini.it

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