Bussia trifft Kashmir. Ein Song und ein Wein.

Es gibt einen Song, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht.
Es ist eine Ballade, ein Kunststück einer der großen Legenden unserer Zeit.
Ich habe ihn viel zu spät für mich entdeckt. Und nun ist er da, verlangt Gehör,
kriecht in mein Bewußtsein und macht sich dort breit.
Er hat alles, was ein Song braucht: reichlich Gitarrenriffs, viele Bässe, ausuferndes Schlagzeug. Aber all das wäre nichts, wenn da nicht diese Stimme wäre! Eine Stimme, die mal weich und tief ist und schmeichelnd und dann wieder in psychodelischen Höhen wandelt. Eingängig und doch immer wieder in neuen Wendungen sich öffnend.
Welch Vielfalt in einem einzigen Song!
Die spannendste Aufnahme dieses Liedes ist für mich jene, welche erst Jahre nach dem Zenit dieser Band gemacht wurde. Die ihres letzten großen Konzertes in London.

Ob die Herren von Led Zeppelin einen Weinkeller besitzen, weiß ich nicht, und es tut nichts zur Sache.
Auch nicht der Text, der von anderen Räuschen und Sehnsüchten handelt.

Dieser Song ist wie ein großer Wein, der immer besser wird mit den Jahren.
Man nie müde wird, ihn zu kosten. Man trinkt ihn kaum, man muss ihn nachvollziehen.
Die divergierenden Rhythmen spiegeln die Explosion der Aromen.
Oder wie wäre es, sich einfach nur mal auf den Drummer zu konzentrieren,
als filtere man die Tannin Struktur in einem Wein?
Und immer, wenn man gerade wiederkehrende Aromen trifft, wie einen Refrain, ändert der Wein seine Richtung und lässt neue Vielfalt aufblitzen. Das ist zunächst verwirrend. Aber dann sehr spannend.
Meist schlägt er leise Töne an. Das unterscheidet ihn vom Rock Song.
Denn großer Wein zeichnet sich ja durch seine Vielschichtigkeit aus und verkleidet sich selten als Kraftpaket.
Er will betören und umhüllen. Und nun liegt natürlich auch noch das Wortspiel mit dem berühmten Stoff auf der Hand….aber genug des Ausflugs in eine andere Disziplin.

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Hier ist großer Wein eines Piemonteser Traditionalisten!
Angeregt durch Kashmir, einer ausufernden Ballade einer großen Band.

 

 

 

2009 Barolo „Bussia“ DOCG
Giacomo Fennochio azienda agricola, Montforte d‘ Alba, Piemont

100% NebbioloIMG_2841
10 Tage Maischestandzeit, 40 Tage Gärung ohne Zuchthefen im Stahltank,
2,5 Jahre Ausbau in großer slawonischer Eiche, 6 Monate Flaschenreife

Nase: Haselnüsse, Tabak, Teer, kalter Rauch, Rosinen, Sauerkirsche, Toast, Rumtopf, Majoran, Orangenceste mittig, Johannisbeergelee, Zartbitter leicht, frisch angeschnittene Zigarre

Gaumen: Auftakt von weicher Säure, gefolgt von dunklen Fruchtaromen, Pflaume, Schwarzkirsche. Tannine anfangs sehr prägend, werden samtiger mit Luft, bleiben aber präsent. Espresso, Rumtopf, Zimtstangen,Orangenceste, Haselnüsse, Hauch von Zigarrenblättern.

Nachhall: Große Länge mit umfassenden ausgewogenen Tanninen. Holz und Tabaknoten münden über Zartbitter,Tabak und Espresso in ein Zimt-Kirsch-Finish. Dichte und komplexe Strultur.

Stets lässt sich über Stunden oder auch Tage hier etwas anderes entdecken. Der Wein lädt ein zu einem besonderen Anlass. Und er regt an zu den schönsten Speisen.

Speisen: Rotwein Risotto mit gebratenem Seeteufel und Trüffelschaum; Speck-Estragon-Rösti mit Steinpilzen in Rahm, geschmolzene Tomaten; Kalbsbäckchen, geschmort, glacierte Schalotten, Kaiserschoten, getrüffeltes Selleriepüree oder Topinambur; Surf ´n Turf vom Kalbsrückensteak mit gebratener Garnele, Bandnudeln mit weißem Trüffel; Rinderschulter geschmort, Karotten und Navetten mit Kräutern aus dem Ofen, Polenta mit Cheddar und Parmesan; Ragout vom Hasen mit Rote Bete Schmand, Tortellini gefüllt mit Brokkoli, schwarzer Trüffel; lauwarmes Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern und Zimtpflaumen

 

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Ich hatte die Ehre, das 14ha große Weingut einmal kennen lernen zu dürfen.
Claudio Fenocchio zeigte uns seine Lagen, die teilweise horizontal bepflanzt sind, um den Lichteinfluss zu optimieren. Die Lage Bussia ist 280m über dem Meer gelegen. Im Zusammenspiel mit dem oft auftretenden Nebel des Morgens entstehen einzigartige klimatische Bedingungen. Der traditionelle Ausbau mit langen Gärzeiten und der Reifung in großen gebrauchten Holzfässern lässt Weine von großer Länge und Eleganz entstehen.
Sie haben eine lange Lagerzeit, bereiten aber auch jung schon Trinkvergnügen.
Spannender Winzer, der seine Weine am liebsten nach Skandinavien exportiert.
Sehr gastfreundliche Familie.

http://www.giacomofenocchio.com/

Gefunden bei: Weinhaus Ott € 36,50

 

 

Das Zusammenspiel von Speise & Wein ist meine Passion.

 

Und hier geht’s zum Song.

4 Kommentare zu “Bussia trifft Kashmir. Ein Song und ein Wein.

  1. Nach gestrigem Ausflug ins Wintermeer ein heißer Abstecher zu „Kashmir“ und Juliane Gasserts Letter über einen fast mythischen Barolo. Der Song und die vielversprechende Beschreibung dieses kostbaren Tropfens machen die Seele wieder locker.

    • Schön, Klaus, wenn die Beschreibung eines großen Weines Dir die Seele wärmen kann.
      Wie die Anstrengung auf Deiner Nußschale beim Paddeln und das Wissen um das Meer
      so bedarf es großer Anstrengung und auch Erfahrung, um guten Wein zu machen.

  2. … meine sehnsuchtsgegend…und der song dazu … schöne gänsehaut
    ich kann es nicht erklären, aber es gibt nicht viel, was schöner ist als nebbiolo von diesen böden.
    kraftvoll und trotzdem filigran – sich immer wieder neu entwickelnd – jede stunde neue facetten…
    vor allem, wenn man die chance hat, die kleinen winzer kennenzulernen und die tage in den kellern zu verbringen 🙂
    danke juliane für das wecken der erinnerungen !
    harald

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